Landgasthof Tanne in Tannenkirch

Der Frühling hat im Hochschwarzwald früh Einzug gehalten und der Graf zu Speis und Trank hat den VW Bus in einer versteckten Ecke parkiert. Zusammen mit meiner Begleiterin schreiten wir im letzten Sonnenlicht der immer länger werdenden Abende zwischen den noch nackten Reben gegen das Dorfe hin und kehren im Landgasthof Tanne ein.

Der Gasthof: Landgasthof Tanne in Tannenkirch

Es war der Dritte Versuch, in der Tanne Tannenkirch einen Tisch zu kriegen. Die beiden vorderen Male rief ich viel zu spät an und der Betrieb war bereits ausgebucht. Die Reviews und Bewertungen im Netz versprechen ein fantastisches kulinarisches Erlebnis und ich freue mich, dass es geklappt hat und wir heute hier sind.

Bereits seit 200 Jahren ist der Betrieb im Besitz der Familie Senn und wird seit 1999 von Peter und Astrid Senn geführt. Peter, der seine Kochausbildung im rennomierten Schwanen in Bad Bellingen absolviert hat, ist als Chef de Cuisine für die Zubereitung der Kost zuständig und Sonja, seine Schwester, hat schon seit vielen Jahren den Service fest im Griff. Astrid kümmert sich derweil um die kaufmännischen Belange des Familienbetriebes und packt auch im Service mit an, wenn es nötig ist.

Blick in den schön dekorierten Speisesaal des Landgasthofes Tanne in Tannenkirch
Das heimelige Interieur der Tanne lädt zum Geniessen und Verweilen ein. Bildquelle: Tanne, Tannenkirch

Als wir an jenem Samstagabend in die Stube eintreten, sieht es anders aus als auf dem obigen Bild. Bis auf den letzten Stuhl ist das Haus gefüllt. Die Speisen werden tellerweise, die Tränke kübelweise an die Tische gereicht.

Die Region

Tannenkirch gehört zur Stadt Kandern und beherbergt etwas über 800 Einwohnerinnen und Einwohner. Vom Tannenkircher Berg aus bietet sich ein herrliches rundum-Panorama, das bei gutem Wetter den Blick bis an die Schweizer Alpen freigibt. Der Weinbau hat hier eine über 800-jährige Tradition. Seine Geschichte lässt sich am Besten auf der 5 Kilometer langen Rundtour «Steingässle-Weg» erkunden. Durch das Dorf, die Weinberge und über die Hügel führt der Wanderpfad vorbei an 19 spannenden Informationstafeln, die einen detaillierten Einblick in den Rebbau und die Geschichte des Ortes geben.

Karte mit den Weinbauregionen in Südbaden; das Markgräflerland ganz im Südwesten ist besonders hervorgehoben
Karte der Anbaugebiete in der Region Südbaden; hervorgehoben die Region Markgräflerland. Quelle: https://www.badischerwein.de/regionen/region-markgraeflerland

Markgräflerland heisst die Weinregion, die in der südwestlichsten Ecke Baden-Württembergs zwischen Schwarzwald und Oberrehin zu verorten ist. Schätzungsweise 3’100 Hektar bestes Rebland sind hier zu finden. Das Terroir zeichnet sich aus durch eine mehrere Meter dicke Lösschicht. Aber auch tonige Lehm- und schwere Mergelböden sind hier zu finden; an den Hanglagen wurzeln die Reben in Urgestein-Böden. Gepaart mit dem feuchtwarmen Klima bieten die wasserspeichernden Böden ideale Bedingungen für den Gutedel, der in keinem anderen deutschen Weinbaugebiet eine ähnlich grosse Bedeutung hat wie im Markgräflerland.

Das Mahl

Das Herz macht einen Sprung, als die Speisen zu Tisch getragen werden. Für den Grafen ein 170 Gramm schweres Rinds Entrecôte, für die Gräfin Medaillons vom Kalb an einer crèmigen Champignonrahmsauce und begleitet von einem Ananasring mit üppiger Sahnehaube. Dazu eine Platte mit Pommes dauphines und – wie es sich für einen ordentlichen Landgasthof im Schwarzwald gehört – hausgemachte Spätzle. Als Vorspeise reicht man uns zwei gemischte Salate aus grünem Blattsalat, Chabis, geraffelten Karotten und Salatgurke; an einem ausgewogenen, hellen Dressing mit einer herrlichen Note Olivenöl.

Das Entrecôte ist ein purer Genuss. Man sieht es dem Fleisch an; der Koch hat seine Künste über die Jahre perfektioniert. Dem äusseren Rand entlang trägt das Entrecôte eine dunkle, salzige Kruste, die vom schnellen und heissen anbraten stammt. In der Mitte ist das Fleisch noch saftig, zart und rosa. Mit einer zylinderförmigen Krone aus langsam schmelzender Kräuterbutter wird das Meisterstück serviert, garniert mit fein gehacktem Schnittlauch. Am Gaumen ist es ein Traum.

Der Wein: Gutmütiger Gutedel und tapferer Spätburgunder

Die Wahl fällt beim Weissen und beim Roten auf regional produzierten Fasswein. Als Apéro und als Begleitung des gemischten Salates verköstigen wir uns zusammen eines halben Liters süffigen Gutedels mit Jahrgang 2018. Es ist ein gelungener Weisswein mit einer gut eingebundenen Säure und Noten herrlichen Noten nach Apfel und Heu. Wir schlürfen genüsslich und tauschen uns hie und da mit unseren Tischnachbarn aus; zwei bestens gehaltene Herren, die sich als Radfahrer outen und rege über aktuelle Themen diskutieren.

Ausblick auf den Ort Tannenkirch, fotografiert von oberhalb eines Rebberges mit Aussicht über die Schwarzwälder Ländereien mit den Schweizer Alpen am dunstigen Horizont
Tannenkirch, eingebettet in die Hochschwarzwälder Ländereien. Bei guten Verhältnissen sind am Horizont sogar noch die Gipfel der höchsten Schweizer Alpen erkennbar.

Ebenfalls aus dem Jahre 2018 stammt der Spätburgunder, der uns als Rotwein zusammen mit dem Hauptgang gereicht wird. Er geht Hand in Hand mit dem Gutedel – ebenfalls von guter Qualität, unaufgeregt, in Balance. Jedoch: In Angesicht des geschmacklich mächtigen Entrecôtes mit seiner Salzkruste und der Kräuterbutter geht der tapfere Spätburgunder am Gaumen fast etwas unter. Dem Grafen deucht, es vermochte einen kräftigeren Wein, mit etwas mehr Komplexität, mit etwas mehr Ecken und Kanten als dem runden, gutmütigen Tannenkircher Spätburgunder. Nichts desto trotz sind auch die Rotweingläser bald leer.

So macht Leben Spass

Zufrieden und mit vollem Magen verlassen wir den Gasthof und schreiten durch einen der vielen Rebberge den Hang hinauf. Vom sonnigen Abend ist nur noch ein schimmernder Lichtstreifen am Horizont vorhanden; der sternenklare Himmel ist bereits in das Dunkel der Nacht getaucht. Die frische Luft und das Laufen sind eine wahre wohltat und mit empor gerichteten Blicken spazieren wir gemütlich eine gute dreiviertel Stunde den Feldwegen entlang, bis wir schliesslich zurück beim Van sind und uns zur Nachtruhe zurückziehen. Abgesehen von den Fliegern in der Ferne, die von Basel Mulehouse hinaus in die ganze Welt starten, ist es mucksmäuschenstill.

Weiterführende Links

Webseite des Landgasthofes Tanne in Tannenkirch: https://www.tanne-tannenkirch.de/
Schwarzwald-Tourismus online: https://www.schwarzwald-tourismus.info/
Super-informative Seite zum Weinland Baden: https://www.badischerwein.de/