Das Hotel Restaurant Kaiserhof in Bad Bellingen ist ein unaufgeregter 3-Sterne-Betrieb im südwestlichsten Zipfel Baden-Württembergs. Am Abend eines heissen Juni-Tages kehren wir ein, genossen regionalen Weiss- und Rotwein und liessen es uns bei Schweineschnitzel an einem grandiosen Orangen-Pfeffer-Schmand gut gehen.
Die Sonne näherte sich langsam dem Horizont, aber das Thermometer zeigte trotzdem noch immer 30 Grad, als wir auf der Terrasse des Kaiserhofes Platz nahmen. Während uns die Sonne ordentlich ins Schwitzen brachte, so ist sie für die Rebberge doch ein Segen. Selbstverständlich liessen wir uns als Erstes ein Viertele kühlen, süffigen Gutedel zu Tische bringen, bevor wir uns schliesslich der Speisewahl widmeten.
Für Fleischliebhaber der richtige Ort
Der Graf entschied sich für das Menu Nr. 3: Eine würzige Rindsbouillon mit Flädle zur Vorspeise, als Hauptgang Schweinefilet in Orangen-Pfefferschmand, dazu hausgemachte Spätzle und Karottengemüse. Auf der Karte wären noch einige andere Gaumenfreuden für Fleischliebhaber aufgeführt gewesen: Das Hamburger Hacksteak an Pfifferlingsauce, Osso buco in Merlot geschmort, Ochsenbäckche, Wienerschnitzel, Rumpsteak im 105-grämmigen Lady’s oder 250-grämmigen Men’s Cut, Maispoulardenbrust Supreme oder auch Lachs in Hummersauce und Riesengarnelenschwänze.
Eine Flädlesuppe bei 30 Grad
Die Vorspeise wurde uns zackig serviert. Zugegeben, es fühlte sich seltsam an, bei der sommerlichen Hitze eine heisse Brühe zu sich zu nehmen. Sie war jedoch richtig gut gewürzt und mundete hervorragend. Ausserdem war es genau das Richtige, um den Salzhaushalt wieder ins Reine zu bringen. Wir waren kurz zuvor auf einem nachmittäglichen Joggingrunde, die uns im wahrsten Sinne des Wortes ins Schwitzen brachte.
Der Hauptgang wird serviert
Auch auf den Hauptgang mussten wir nicht lange warten. Zugegeben, es hatten sich nicht viele Gäste im Kaiserhof eingefunden. Ein holländisches Rentnerpaar sass neben uns auf der Terrasse, sie waren auf der Heimreise von Wohnmobilferien in der Schweiz. So kamen wir in den Genuss der vollen Aufmerksamkeit der freundlichen Servicekraft.
Auf den Tisch kamen zwei gut gefüllte Teller. Mit dabei, so wie es sich für einen badischen Gasthof gehört, in Kelch mit zusätzlicher Sauce. Das Schweinefilet war sehr lecker, obwohl es viel Biss hatte und einen Moment früher hätte von der Hitze genommen werden sollen. Auch die Spätzle dazu waren würdige Begleiter. Der Graf mag seine Spätzle lieber dick und üppig, vertilgt sie aber auch gerne, wenn sie wie im Kaiserhof dünn und schmackhaft sind. Das Karottengemüse führte fort, was die Suppe angefangen hatte: Sie waren herrlich gewürzt und gut gesalzen.
Ein Kaiserlicher Organgen-Pfefferschmand
Das Highlight war aber ganz klar die Orangen-Pfeffer-Rahmsauce («Schmand»). Diese ist dem Koch also wirklich gelungen: Die Orangennoten halten ganz dezent im Hintergrund, sind aber trotzdem präsent und klar wahrnehmbar. Dazu war der Schmand mit Pfefferkörnen durchsetzt. Mit ganzen Pfefferkörnern! Der erste Biss braucht etwas Überwindung – man zerbeisst ja nicht regelmässig ganze Pfefferkörner. Ein deutliches Pfefferaroma breitete sich sofort im Munde aus, ohne jedoch viel zu intensiv oder zu scharf zu sein.
Ohne lange zu zögern, goss ich mir den ganzen Saucenkelch über die Spätzle und ass zügig alles bis auf den letzten Bissen auf. Den Hauptgang begleiteten wir mit zwei Viertelen Spätburgunder: erst der trockene, dann der halbtrockene. Der trockene machte sich nach meinem persönlichen Gusto besser als Fleischbegleitung. Wir waren mit dem Essen aber eh schon fast fertig, als der halbtrockene auf den Tisch kam und er dadurch die Rolle des Dessertweines schlüpfte.
Nach dem herrlichen Essen sassen wir also noch eine gute Dreiviertelstunde da, beobachteten die vorbeiziehenden Fussgänger und tranken das Viertele halbtrockenen Spätburgunder aus. Auf dem Rückweg zum VW Bus schlenderten wir dem Rhein entlang, welcher sich gemächlich und langsam Richtung Norden schiebt und die Grenze zu Frankreich markiert.